Sehnervenfensterung bei Pseudotumor cerebri

Die Sehnerven, die hinter dem Auge aus dem Augapfel austreten, sind von Hirnhäuten und Liquor (=Hirnwasser) umgeben. Ist der Hirndruck krankhaft erhöht, kann dies dazu führen, dass die Sehnervenscheiden aufgedehnt werden, was in einer Verdickung des Sehnerven mündet. Je nach Lage der Verdickung ist dies in der Bildgebung darstellbar und es kann eine sogenannte Stauungspapille diagnostiziert werden. Die Ausmaße auftretender Sehstörungen wie blinde Flecken, Verdunkelungen, Tunnelblick, Doppelbildern oder Verschwommen sehen sind hierbei sehr unterschiedlich. Während diese Einschränkungen zu Beginn meist noch reversibel sind, wächst bei längerer Dauer (Wochen bis Monate) die Gefahr dauerhafter Sehnervenschäden bis hin zur Erblindung.

Bei dauerhaftem Hirndruck wächst die Gefahr der Erblindung

Bei einer Sehnervenfensterung oder Sehnervenschlitzung wird unter dem Operationsmikroskop ein kleines Loch oder mehrere Schlitze in die Sehnervenscheide geschnitten, um sie zu entlasten. Die Komplikationen dieser Operation umfassen gerötete Augen und Doppelbilder, welche oft spontan verschwinden. Allerdings kann sich die Sehfunktion auch verschlechtern. Dieses Vorgehenen ist nicht in allen Fällen erfolgreich, und bei bleibenden oder wiederkehrenden Sehproblemen kann eine erneute Operation indiziert sein.

Untersuchung aus den USA prüft Optikusscheidenfensterung

In einer Untersuchung aus dem Jahre 2000 wurde an 158 Augen von 86 Patienten, die an Idiopathischer intrakranieller Hypertension erkrankt sind und trotz Medikamententherapie einen Sehverlust erlitten hatten, eine Optikusscheidenentlastung vorgenommen. Dabei sollte die Effektivität und Sicherheit dieser Vorgehensweise geprüft und auf Basis dieser Daten eine Behandlungsempfehlung vorgeschlagen werden, indem die Sehschärfe, Gesichtsfelder und Komplikationsraten erhoben wurden.

Ergebnis der Untersuchung ist positiv

Nach dem Eingriff stabilisierte oder verbesserte sich die Sehschärfe bei 148 von 158 operierten Augen (94%) und die Gesichtsfelder bei 71 der 81 (88%) Augen. Komplikationen nach der Op, welche überwiegend vorübergehend und gutartig waren, traten bei 39 von 86 Patienten auf. Nur ein Auge eines Patienten erlitt einen dauerhaften Sehverlust aufgrund einer Komplikation nach dem Eingriff. Man kommt daher zu dem Schluss, dass bei den getesteten Pseudotumor cerebri Patienten mit fortgeschrittenem Sehverlust trotz ausgeschöpfter medikamentöser Möglichkeiten eine Optikusscheidenfensterung eine sichere und effiziente Methode darstellt, die Sehschärfe und das Gesichtsfeld zu stabilisieren.

Eingriff ist in Deutschland selten

Im Gegensatz zu den USA wird der Eingriff in Deutschland nur selten durchgeführt. Bei einer Umfrage unter mehreren hundert Betroffenen gab es nur einzelne Ausnahmefälle, bei denen dieser Eingriff vorgenommen wurde. Insofern gibt es auch kaum Erfahrungswerte zu Kliniken oder Ärzten, die diesen Eingriff in Deutschland vornehmen. Teilt uns gerne mit, wenn ihr persönliche Erfahrungen mit dem Eingriff hattet und andere Betroffene an Euren Erfahrungen mit einer Sehnervenschlitzung teilhaben lassen wollt. Natürlich wahren wir dabei auch gerne Eure Anonymität, wenn das gewünscht ist. Schreibt eine Mail an: redaktion@ihev.de

jl

Zum englischsprachigen Originalartikel gelangt ihr hier. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/11013197

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